Station 7: Eva-Lorenz-Umweltstation - Bienenvielfalt
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Das Thema 'Insektensterben' rückt immer öfter in den Fokus der öffentlichen Berichterstattung. Als Beispiel zitieren wir hier einen Beitrag des NABU – Naturschutzbund Deutschland e.V., im etwas umfassenderen und von weiteren Informationen umgebenen Original nachzulesen unter:

Warum Insekten gefährdet sind – und mit ihnen das ganze Ökosystem

Weit mehr als die Hälfte aller Tierarten sind Insekten. Millionen an Arten bevölkern unsere Erde. Sie spielen eine unersetzliche Rolle für die Aufrechterhaltung ökologischer Zusammenhänge und das menschliche Wohlergehen. Doch seit Jahrzehnten gehen Insektenarten und ihre Bestände massiv zurück.

Insekten sind faszinierende Tiere: sie schillern in unterschiedlichsten Farben, nehmen die skurrilsten Formen an und sind in fast allen Lebensräumen der Erde zu finden. Sie zählen zur artenreichsten Klasse unter den Tieren, angeführt von den Ordnungen der Käfer, Schmetterlinge, Zweiflügler und Hautflügler.

Unverzichtbare Lebenskünstler

So vielfältig wie die Welt der Insekten ist, so wenig können wir auf sie verzichten. Das Funktionieren fast aller Ökosysteme hängt von ihnen ab. Damit sind sie für Mensch und Natur unersetzliche Lebewesen:

  • Nahrung: Insekten bilden die Nahrungsgrundlage für eine Vielzahl weiterer Tierklassen wie Vögel, Säugetiere, Amphibien oder Reptilien.
  • Bestäubung: Insekten zählen zu den wichtigsten Pflanzenbestäubern. Durch das Sammeln von Nektar und Pollen von sorgen sie für den Fortbestand der Pflanzenwelt und stellen einen Großteil unserer Ernährung sicher.
  • Verwertung: Insekten spielen eine wichtige Rolle bei der Remineralisierung organischer Stoffe wie Pflanzenresten und Tierleichen im Boden, in der Bodenstreu oder im Totholz.
  • Regulation: Insekten sind wichtige Nützlinge in der Forst- und Landwirtschaft. Im Bio-Anbau, wo auf Pestizide weitestgehend verzichtet wird, ist die Förderung von Nützlingen gar ein elementarer Bestandteil der Produktion, da durch sie die Ausbreitung schädlicher Insekten eingedämmt wird.

Dramatischer Insektenrückgang

Doch Insekten sind weltweit in einem alarmierenden Zustand. Die Bestände gehen zurück, die Vielfalt schwindet, Arten sterben aus. Die Familien der Edelfalter, Wildbienen und Feldheuschecken sind ebenso betroffen wie die Familien der Schlanklibellen, Schwebfliegen oder Laufkäfer – um nur ein paar zu nennen.

In Deutschland sind – einer Auswertung aktueller Roter Listen zufolge – bereits über 41 Prozent der Schmetterlinge ausgestorben oder bestandsgefährdet. Allein in der Region rund um Trier sind die Artenzahlen bei Schmetterlinge in den letzten 40 Jahren dramatisch zurückgegangen. Bei Wildbienen sind heute deutschlandweit mehr als die Hälfte der 561 Arten in ihrem Bestand bedroht, mit steigender Tendenz. Nach Untersuchungen in Nordrhein-Westfalen hat sich die Biomasse der Fluginsekten seit 1989 mancherorts um bis zu 80 Prozent reduziert. Nicht nur die Zahl der Arten, sondern auch die der Individuen befindet sich in einem dramatischen Sinkflug. In anderen Ländern Europas sieht die Situation nicht besser aus.

Gründe für das Insektensterben

Für den massiven Rückgang sind eine Reihe an Umständen verantwortlich – je nach Lebensraum, Insektenart und Zeitverlauf treffen sie unterschiedlich stark zu. Generelle Aussagen sind daher nicht möglich. Dennoch gelten folgende Ursachen als die häufigsten:
1. Der Einsatz von Pestiziden
2. Der Bau von Straßen, Siedlungen, Industrie- und Gewerbegebieten
3. Nährstoffanreicherung der Pflanzenwelt durch diffuse Stickstoff- und Phosphateinträge
4. Einflüsse durch Klimaveränderungen
Auch wenn es für das Insektensterben mehrere Gründe gibt, steht eines fest: Die in den 1950er Jahren eingeführte und stetig intensivierte industrielle Landwirtschaft ist einer der Haupttreiber dieser beunruhigenden Entwicklung.

Wie können wir die Insekten retten?

Der NABU fordert angesichts des alarmierenden Zustands der Insekten, bundesweit möglichst schnell ein dauerhaftes und flächendeckendes Insektenmonitoring aufzubauen. Dadurch könnten gefährdete Populationen zukünftig besser lokalisiert werden, um rechtzeitig Gegenmaßnahmen einzuleiten.

Zudem sind eine Reform des Pestizid-Zulassungsverfahrens und eine stärkere Beachtung des Vorsorgeprinzips auf EU-Ebene, also Umweltschäden von vornherein zu vermeiden und zu verringern, längst überfällig. Zukünftig sollten zum Beispiel die negativen Effekte von Pestiziden, die durch unsachgemäße Anwendung auftreten können, berücksichtigt werden. Darüber hinaus müssen der Schutz landwirtschaftlicher Begleitflora und -fauna und ihre Effekte auf Insekten, Vögel und Säugetiere viel stärker berücksichtigt werden. Die Bundesregierung benötigt ambitionierte, verbindlich festgesetzte Ziele zur Pestizidreduktion mit konkretem Zeitplan. Auch sollte die Erforschung zur Wirkung alternativer Pflanzenschutzmaßnahmen im Rahmen integrierter Pflanzenschutzmethoden finanziell viel stärker gefördert werden.

Eine weitere entscheidende Rolle spielt die Ausrichtung der EU-Agrarpolitik. Öffentliche Gelder sollten Landwirte nur dann bekommen, wenn sie dafür auch öffentliche Leistungen erbringen. Konkrete ökologische Leistungen der Landwirtschaft sollten ausreichend honoriert und zugleich umweltschädliche Anreize und Subventionen beendet werden. Ebenso wichtig ist es, den ökologischen Landbau weiter auszubauen, da auf diesen Flächen viel weniger Pestizide eingesetzt werden dürfen. Des Weiteren sollte der Einsatz von Pestiziden in und um Schutzgebiete grundsätzlich untersagt werden.